Maria Seebacher kommt aus Schlierbach im Bundesland Oberösterreich. Die 29-Jährige ist gern in der Natur und geht viel wandern. Im Sommer 2016 war sie mit ihrer Schwester eine Woche am Baikalsee in Sibirien. Im Sommer darauf wanderte sie drei Tage allein in den Bergen in Oberösterreich. Im Interview erzählt Mariavon ihren Eindrücken.
Du warst mit deiner Schwester am Baikalsee wandern. Wie war eure Route?
Wir sind von Irkutsk aus mit der Marschrutka ans Baikalufer gefahren und dann weiter auf die Insel Olchon. Von Chuschir an der Westküste der Insel haben wir unsere Wanderung Richtung Norden begonnen. Wir sind immer in Küstennähe gewandert, nur einmal haben wir die Insel gequert. An der steilen Ostküste gibt es nur das kleine Dorf Usury mit einer Forschungsstation und ein paar Häusern. Es war sehr ruhig. Als wir den Hang hinter dem Dorf hinaufgingen, hatten wir einen tollen Blick über den ganzen Baikalsee.Dann gingen wir den gleichen Weg zurück nach Chuschir. Insgesamt waren wir sechs Tage auf der Insel, sind gewandert und haben im Zelt übernachtet.
Und wo genau warst du in Österreich?
Ich war mit meiner Familie am Gleinkersee in Oberösterreich baden und bin dann allein ins Tote Gebirge wandern gegangen. Das Tote Gebirge ist eine Gebirgsgruppe der Nördlichen Kalkalpen. Es liegt im Norden des Bundeslandes Steiermark und im Süden Oberösterreichs. Ich habe auf Berghütten übernachtet. Die Berghütten gehören dem Alpenverein und dem Touristenclub Österreich. Als Mitglied des Alpenvereins konnte ich dort günstig übernachten. Mein erster Gipfel war die „Rote Wand“. Nach einer kurzen Pause ging ich aber gleich weiter – ich wollte unbedingt zum Berg Warscheneck. Von dort aus hat man eine traumhafte Aussicht. Dann ging ich über einige weitere Gipfel bis zur Tauplitz und dem Steirersee.
Welche Ausrüstung hattest du dabei?
In Österreich hatte ich einen Rucksack mit Schlafsack, Wanderstöcken und wetterfester Kleidung mit. Natürlich braucht man auch Verpflegung und Notenergie in Form von Schokolade oder Traubenzucker. Und besonders wichtig ist viel Wasser. Am Baikalsee hatten wir dieselbe Ausrüstung mit und zusätzlich noch einen Gaskocher, ein Zelt, eine Matte für unsere Schlafsäcke und eine Kamera. Der Baikalsee hat Trinkwasserqualität, deshalb mussten wir keinen schweren Wasservorrat tragen.
Was waren deine Eindrücke von der Wanderung in Sibirien?
Ich war das erste Mal in Russland und die Landschaft war für mich neu. Es hat mir sehr gut gefallen. Besonders die Bäume entlang der Küste sind toll. Direkt an der Küste weht oft ein starker Wind und die Bäume wachsen vom Wind weg.Wir haben viele Plätze entdeckt, wo es kaum Touristen gibt. Da war nur die Natur mit Kühen und Pferden. Das haben wir genossen. Ein ganz besonderes Erlebnis war auch, im Baikalsee zu schwimmen. Er hat eine Tiefe von bis zu 1,6 Kilometern! Die Größe des Sees ist wirklich beeindruckend. Vom Hang hinter dem Dorf Usury aus sah man Richtung Norden nur Wasser – sehr viel Wasser! Deshalb wird der Baikalsee auch als „Meer“ bezeichnet. Ich hoffe, dass der See als eines der größten Trinkwasserreservoirs weiter geschützt werden kann.
Und welche Erinnerungen sind dir an die Wanderung in Österreich geblieben?
Das Wetter war traumhaft. Durch die Höhenmeter ist es auch im Hochsommer in den Bergen sehr angenehm. Bei klarer Sicht konnte ich vom Warscheneck aus bis weit ins oberösterreichische Alpenvorland und zu den steirischen Alpen sehen. Über lange Strecken habe ich nur Gämsen, Schmetterlinge und andere Tiere getroffen. In den Pausen auf den Berghütten bin ich mit anderen Wanderern ins Gespräch gekommen. Das Essen war sehr gut. Das lag bestimmt auch an der frischen Luft und der Bewegung.
Gab es etwas, das dich gestört hat?
An den touristischen Orten auf Olchon haben Wanderer manchmal ihren Müll in der Natur zurückgelassen. Das finde ich schade. Wichtige Wanderregeln sind: „Hinterlasse nichts außer deinen Fußspuren!“ und „Nimm nichts außer deinen Eindrücken!“ Das bedeutet, dass man keinen Müll hinterlassen soll und keine Pflanzen oder Tiere aus der Region mitnehmen darf. Und in Österreich hätte ich mir manchmal einen Gebirgsbach zur Abkühlung gewünscht. Manche Strecken waren sehr wasserarm. Daher hat das Tote Gebirge wahrscheinlich auch seinen Namen. Zum Glück gab es auf den Berghütten dann immer ein großes Glas Holunderblütensaft. In Österreich sagen wir „Hollersaft“ dazu.
Warum gehst du gern wandern?
Es ist schön, allein in der Natur zu sein. Alles ist dann entschleunigt. Man kann gut abschalten. Wandern ist umweltfreundlich und belastet die Natur nicht. Manchmal ist das Wandern auch anstrengend, aber es macht mir Spaß. Und das Schönste ist, nach einer Wanderung in einem kalten Gebirgsbach oder in einem See schwimmen zu gehen.
Das Interview führte Magdalena Sturm