Es war einmal, vor langer, langer Zeit, in den unendlichen Weiten des Universums ein kleiner Stern.
Der kleine Stern leuchtete mehr als alle anderen Sterne im Sternhaufen.
Er war glücklich und zufrieden, denn er strahlte ununterbrochen. Und der kleine Stern erfreute sich an seiner intensiven Leuchtkraft. Alles war gut.
Doch irgendwann – aus welchem Grund auch immer, sei es Zufall oder Schicksal – kam dem kleinen Stern eine Frage auf.
Er stellte sich eine Frage, die ihm keine Ruhe ließ:
„Warum leuchte ich?“
Zuvor dachte er, dass es seine Bestimmung ist zu leuchten – schließlich besteht er aus heißem Gas und Plasma. Er ist ein massereicher, selbstleuchtender Lichtkörper. Aber wofür oder für wen leuchtet er? Wozu? Worin unterscheidet er sich von all den anderen leuchtenden Sternen im Sternhaufen?
Angetrieben von all diesen Fragen flog der kleine Stern los – durch die unendlichen Weiten des Universums, auf der Suche nach der Antwort auf all seine Fragen.
Auf seiner Reise durch das Universum durchquerte er viele Galaxien und sogar Galaxienhaufen. Der kleine Stern war fest davon überzeugt irgendwo eine Antwort auf seine Fragen zu finden. Selbst auf ein Schwarzes Loch traf er und konnte diesem mit Mühe und Not entkommen.
Irgendwann brauchte der kleine Stern eine Pause und hielt kurz inne. Während er immer langsamer wurde, fiel ihm etwas auf. Seine Aufmerksamkeit fiel auf einen verhältnismäßig kleinen, aber feinen Planeten. Es war der blaue Planet, den wir unsere Erde nennen. Der kleine Stern war beeindruckt von der Farbenpracht, die auf diesem Planeten vorzufinden war:
Wie in einem blauen Samttuch umhüllt, in saphirblaue Tupfer übergehend und mit türkisgrünen Schleifen versehen, die bis in die oberen Sphären ragen und dort rot erscheinen. Auch die türkisfarbenen Wirbel beobachtete der kleine Stern mit großem Staunen. „Ein phänomenaler Planet“, dachte sich der kleine Stern. „Was muss man sich an diesem Farbspektakel doch erfreuen, wenn man von solchen atemberaubenden Wundern umgeben ist?“, fragte sich der kleine Stern und näherte sich langsam aber stetig der Erde. Während er sich der Erde langsam, aber stetig näherte, spürte er allmählich wie seine Leuchtkraft schwand. Er ließ sich davon jedoch nicht abhalten und fokussierte all seine Kräfte, um zur Erde zu fliegen und sich ein Bild davon zu machen. Der kleine Stern durchflog die Exosphäre und dann die Thermosphäre und wurde immer schwächer. Als er sich der Mesosphäre näherte, spürte er wie er langsam verglühte. „Das muss ein magischer Planet sein, der von einem zauberhaften Schutzschild umgeben ist. Es war wohl nicht meine Bestimmung herauszufinden, warum ich leuchte.“ Mit diesen Worten gelangte der kleine Stern in die Mesosphäre und verglühte im Nu.
Was der kleine Stern vor seinem Verglühen nicht erfahren hat: Er wurde beobachtet und mit dem gleichen Staunen bewundert wie er zuvor die Erde bewunderte.
„Was ist das für eine Weihnachtsgeschichte?“, fragst du dich nun sicherlich, liebe/r Leser/in.
Nun, es ist eine Weihnachtsgeschichte aus der anderen Perspektive. Eine Weihnachtsgeschichte, die dir zeigt, dass das Wunder auf unserer Erde in den kleinen, aber feinen Dingen unseres Lebens liegt. Wenn du die Augen öffnest und deinen Blickwinkel so änderst, dass nichts mehr als „gewöhnlich“ oder „normal“ angesehen wird, wirst du sehen können, wie schön die Welt, in der wir leben, ist. Und die Weihnachtszeit ist schließlich die Zeit der Besinnung, des Friedens, der Harmonie und des Beisammenseins. Wie wäre es, wenn wir uns besinnen und uns dem erfreuen, was uns als Menschen ausmacht: Gefühle wie Freundschaft und Liebe machen uns stark. Wenn wir anerkannt und wertgeschätzt werden, weil wir für das Wohl des Anderen in die Bresche springen und uns voll und ganz für ihn einsetzen. Können wir uns und all das, was in unseren kleinen Mikrokosmos vorgeht, nicht einfach mal ein Stück weit zurücknehmen und uns bemühen unserem Gegenüber eine Freude zu bereiten? Ganz selbstlos und unvoreingenommen?
So wäre der kleine Stern nicht umsonst verglüht und hätte seine Bestimmung durch diese kleine Weihnachtsgeschichte gefunden.
Autorin: Elvira Metzler
Redakteurin beim Journal „vitaminde“