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Die Geschichte meiner Großmutter – Yury Hermann erzählt

20 апреля 2018

Yury Hermann stammt aus einer russlanddeutschen Familie. Seine Großmutter Anna Hermann wurde 1934 im deutschen Dorf Remmler im Wolgagebiet geboren. Heute lebt sie in Pjatigorsk im Süden Russlands. Die deutsche Sprache hat sie nie vergessen. Sie liest gern Bücher auf Deutsch. Yury hat die Geschichte seiner heute 84-jährigen Großmutter aufgezeichnet.

„Im Jahr 1767 gründeten deutschsprachige Siedler im Wolgagebiet die Kolonie Remmler. Remmler liegt im Gebiet Marxowski mit dem Verwaltungszentrum Marx. Die Siedler, die sich in diesem Gebiet niederließen, kamen aus Österreich, der Schweiz und Bayern. Deshalb hatten die Kolonien oft Schweizer Namen wie Basel oder Zürich. Das Dorf Remmler hieß auch Luzern.
In diesem Dorf wurde meine Großmutter 1934 geboren. Einige Jahre später, im August 1941, erschien ein Erlassdes Obersten Sowjets über die Umsiedelung der Deutschenaus dem Wolgagebiet nach Sibirien und Kasachstan. Die Russlanddeutschen aus Remmler mussten ihr Dorf verlassen. Es wurde in Michajlowka umbenannt. Meine Großmutter war acht Jahre alt, als sie, ihre Mutter und ihr zweijähriger Bruder nach Sibirien geschickt wurden. Die Reise war lang und beschwerlich. Sie dauerte etwa einen Monat. Auf der Reise starb der kleine Bruder meiner Großmutter. Meine Großmutter und deren Mutter kamen ins Dorf Aginskoje in der Region Krasnojarsk. Das Dorf warbereits 1829 von verbannten Umsiedlern aus dem europäischen Teil des Russischen Reiches gegründet worden. In Aginskoje lebten meine Großmutter und Urgroßmutter in Sondersiedlungen für Russlanddeutsche. Sie standen unter lokaler Kommandantur. Das heißt, dass sie sich in regelmäßigen Abständen bei den Behörden melden mussten und ihren Wohnort nicht verlassen durften.

Erst nach dem Besuch des damaligen deutschen Bundeskanzlers Konrad Adenauer im Jahr 1955 wurden diese Sondersiedlungen aufgelassen. Ab 1956 durften die Russlanddeutschen ihren Wohnort wieder selbst wählen. In ihre früheren Siedlungsgebiete durften sie aber nicht zurück.So blieben viele in Sibirien, auch meine Großmutter und deren Mutter. 1972 gingen sie in das Gebiet Budjonnowsk in der südrussischen Region Stawropol. Dort lebten damals noch viele Russlanddeutsche.
Die meisten sind aber in den 1990er-Jahren nach Deutschland ausgewandert. Meine Großmutter lebt heute noch in diesem Gebiet, in der kleinen Stadt Pjatigorsk. Sie hat zwei Töchter, vier Enkelkinder und einen Urenkel. Die deutsche Sprache hat meine Großmutter nie vergessen. Sie liest viele Bücher auf Deutsch. Trotz der schwierigen Zeiten, die sie erlebt hat, ist sie immer fröhlich und hat einen wunderbaren Sinn für Humor.“

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